Blog IMPULS Was ist eigentlich „Nachhaltigkeit“? Und was ist „Greenwashing“? Und wie stellen wir im Green Teams Netzwerk sicher, dass die Mitarbeitenden – Initiativen eine wirkliche Wirkung haben, und nicht nur verschleiern helfen, dass ein Unternehmen es eigentlich gar nicht ernst meint mit dem Thema? Fangen wir mit der ersten Frage an: Der Begriff Nachhaltigkeit kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Er bedeutet, nur so viele Bäume zu fällen, wie auch nachwachsen können. Denn sonst hat man ja irgendwann keinen Wald mehr. Weltweit verbrauchen wir jedes Jahr fast das Doppelte der Biokapazität des Planeten, in Deutschland sogar 3 Mal so viel.[1] Wir leben also nicht nachhaltig, sondern auf Kosten zukünftiger Generationen. Stellen wir uns auch der Frage der nicht erneuerbaren Materialien (Metalle, Mineralien, fossile Brennstoffe), dann müssten wir theoretisch komplett „zirkulär“ leben, um nachhaltig zu sein, d.h. alle verwendeten Stoffe komplett immer und immer wieder verwenden. Und das ist offensichtlich nicht der Fall, denn im Fall der fossilen Brennstoffe verbrennen wir sie ja, und viele andere Stoffe kommen auf Deponien. So liegt aktuell die Quote der wiederverwendeten Materialien in den Produktionsprozessen weltweit bei mageren 7,3%.[2] Wenn man Nachhaltigkeit also als etwas definiert, was man für immer so weiter machen könnte, dann sind wir im Moment sehr, sehr weit davon entfernt. Was oft passiert ist, dass man „nachhaltig“ mit „etwas besser für die Umwelt“ verwechselt. Das ist aber eine Selbsttäuschung, der wir nicht unterliegen sollten. Nachhaltigkeit meint nicht nur Treibhausgase Nicht zuletzt bezieht sich „Nachhaltigkeit“ nicht nur auf Klimaschutz und Treibhausgase wie CO2 oder Methan. Und wir sind auch nicht dann schon nachhaltig, wenn wir unsere Energieversorgung auf Wind-, Wasser- und Sonnenenergie umgestellt haben. Das Stockholm Resilience Center hat 9 „Planetare Grenzen“ definiert, die wir nicht auf Dauer überschreiten dürfen, wenn wir nachhaltig leben und die Erdsysteme nicht aus dem Gleichgewicht bringen wollen.[3] Der Klimawandel ist nur eine davon. Und noch ein Wort zur Richtung, in die wir unser Denken lenken wollen. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ suggeriert, dass wir von etwas „weniger“ tun müssen. Weniger Emissionen, weniger Materialverbrauch, weniger Schadstoffe. Und das ist ja auch richtig so. Tatsächlich ist es aber leichter, sich und andere zu motivieren, und genauso richtig, wenn wir uns fragen, wovon wir „mehr” wollen? Was soll wachsen, und wie können wir uns das planetar leisten? In was für einer Welt wollen wir einmal leben, und wie kommen wir da hin? Hier fallen einem schnell Begriffe ein wie sicher, resilient, stabil, mit ausreichend Zeit für Hobbies und Kultur, gesund, mit guter Bildung, im Einklang mit der Natur, gemeinsam mit Familie und guten Freunden, mit genug zu Essen, Kleidung und einem Dach überm Kopf. Nachhaltig zu wirtschaften heißt also, wie wir im klugen Zusammenspiel von Technologie und Natur einen Lebensstandard für alle schaffen können, der fair ist und auf Dauer ökologisch und sozial machbar. Das ist unsere Leitlinie im Green Teams Netzwerk. Das Thema umfasst auch „Soziale Nachhaltigkeit“ Nicht zuletzt wird aus diesem Beispiel auch deutlich, dass Nachhaltigkeit immer auch „Soziale Nachhaltigkeit“ mit umfassen muss. So wie wir keinen Raubbau mit unseren ökologischen Ressourcen betreiben dürfen, so dürfen wir auch nicht auf Kosten unserer sozialen und mentalen Ressourcen, unserer Gesundheit, dem sozialen Zusammenhalt und der Stabilität unserer politischen Systeme leben. Die Ökonomin Kate Raworth hat hierfür den schönen Begriff des „Donuts“ geprägt.[4] So wie wir nicht unsere planetaren Grenzen im Außen des Donuts überschreiten dürfen, dürfen wir auch die Grundbedürfnisse der Menschen aus den UN-Zielen zur Nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDG) nicht unterschreiten. Und jetzt zum Thema Greenwashing Mitarbeitenden – Initiativen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die sogenannten Green Teams, setzen sich immer intrinsisch und ernsthaft für mehr Nachhaltigkeit in ihren Unternehmen ein. Sonst sind es ja keine Green Teams. Sie versuchen damit, auf unternehmerische Entscheidungen nach innen (Produktionsprozesse, Gebäude, Materialverbrauch, Mobilität, Mitarbeitende, etc.) und nach außen (Produkte, Dienstleistungen, Investitionen und Geschäftsmodelle, Kommunikation und Lobbyarbeit) im Sinne von mehr Nachhaltigkeit Einfluss zu nehmen. Green Teams beziehen sich von daher immer auf einen Prozess und eine Intention, nicht auf ein Ergebnis. Da beides immer ernsthaft ist, können Green Teams per Definition kein Greenwashing betreiben. Es ist aber natürlich denkbar, dass Unternehmen, in denen es Green Teams gibt, nur „so tun als ob“. Es ist auch denkbar, dass diese Unternehmen sich mit ihren Green Teams schmücken und damit verbergen wollen, dass sie nicht ernsthaft an mehr Nachhaltigkeit Interesse haben. In diesem Fall stehen Green Teams – und auch wir als Netzwerk – vor der schwierigen Frage, ob unser Engagement im Unternehmen letztlich der Sache mehr schadet als nützt. Unsere Aufgabe als Green Teams Netzwerk ist es, den Green Teams so viel Unterstützung wie möglich zu geben, damit sie so wirksam wie möglich sein können und damit diejenigen Kräfte im Unternehmen stärken, die für ernsthafte Transformation stehen. Falls trotz aller Bemühungen in den betreffenden Unternehmen der Wille zur wirklichen Veränderung nicht erkennbar ist, dann sollte das Green Team selbst die Arbeit einstellen. Wir als Netzwerk würden sie dann auf jeden Fall beenden und das betreffende Unternehmen wegen des Verstoßes gegen unseren Verhaltenskodex aus dem Netzwerk ausschließen. [1] Deutsche Welle, Umweltbundesamt, Statista, Foodprint Network, Overshoot Day [2] Circularity Gap [3] Wikipedia [4] Wikipedia